Saturday, January 27, 2007

Der Abschied

Meine ersten Eindrücke von meinen norwegischen Wohnungskolleginnen waren ja eher gemischt. Wie soll man sich denn mit jemandem anfreunden, wenn sich dieser jemand fest vorgenommen hat, jeden zu verabscheuen, der als nächstes einzieht? Mein offensichtlich unwiederstehlicher österreichischer Charme ;-) hat es geschafft auch diese Schranke niederzureißen. Ich hatte viel Spaß mit meinen Mädels, ohne Toril und Annka wäre mein gesamter Aufenthalt in Norwegen sehr viel langweiliger gewesen. Meine Erlebnisse mit den beiden würden viele Seiten füllen, aber ich veröffentliche sie hier nicht. Ätsch! Müßt ihr halt selbst ein Auslandssemester machen.
In meinen letzten beiden Wochen gab es dann viele Abschiedsfeiern. Nach und nach haben sich die Reihen der Austauschstudenten gelichtet, am 15. Dezember war es dann auch für mich so weit. Zuerst eine Abschiedsparty mit den verbliebenen Austauschstudenten, und anschließend ein letztes Abendmahl in meiner Wohnung. Der Abschied war im Prinzip fast tränenfrei, dafür durfte ich noch einmal erleben, was ich alles versäume, weil ich kein 2tes Semester bleibe (jaja, ich weiß, nur Andeutungen und keine Fakten, es gilt wiederum: Pech gehabt, ihr könnt gar nix machen). Jetzt wo ich darüber schreibe, kommen die Erinnerungen wieder hoch, jetzt sitze ich hier einsam und allein, gelangweilt und frustriert, wo ich doch in Norwegen sein könnte.
Naja, soviel dazu, euer etwas frustrierter

Norbert

Abschluß

Dieser und die nachfolgenden Posts bilden den Abschluß meines Blogs. Viel Zeit ist seit meinem letztem Post vergangen. Die Prüfungszeit habe ich (wahrscheinlich) gut überstanden, die Noten habe ich leider immer noch nicht zugeschickt bekommen. Die Prüfungen in Trondheim haben einen etwas professionelleren Touch als die in Linz. Der Großteil der Prüfungen findet nicht an der Uni selbst, sondern in einem eigens angemieteten Konferenzzentrum statt (www.trondheimspektrum.no). Während der Prüfung wird man nicht, wie in Österreich üblich von den Professoren bzw deren Assistenten überwacht sondern von dafür angeheuerten Pensionisten. Die Professoren kommen aber ein- bis zweimal vorbei und beantworten Fragen. Die Pensionisten sind ganz nett, leider sprechen die meisten kein Englisch, deshalb mußte ich bei meiner ersten Klausur auf Norwegisch fragen, wie denn jetzt der Ablauf aussieht. Aber eine nette alte Dame hat mir sehr langsam (auf Norwegisch für Minderbemittelte) erklärt, daß ich die weißen Zettel in den weißen Umschlag stecken soll, die blauen Zettel in den blauen Umschlag und die gelben darf ich behalten (forstå du?). 3 Farben fragt ihr euch? Tja, in Norwegen wird auf Durchschlagpapier geschrieben, also die Bögen am Ende der Prüfung auseinanderreißen. Die Prüfungen dauern im Allgemeinen 4 h, wenn man weiß, was man tut (und langsam schreibt) benötigt man ca die Hälfte der Zeit. Die Prüfungen an sich sind für österreichische Verhältnisse beinahe lächerlich einfach. Wenn man alle Hausübungen macht und ein paar alte Klausuren rechnet, kann gar nichts schiefgehen. Wie gesagt, wenn man's macht. So viel zu meinen Prüfungserlebnissen.

Monday, November 27, 2006

Endspurt

Tja, es ist soweit, die Prüfungszeit hat mich im Griff. Das bedeutet leider, daß dies vermutlich mein letzter Post ist, den ich in Norwegen verfasse. Der nächste Post kommt also frühestens in 3 Wochen. Zwischenzeitlich habe ich noch einen Artikel für den ÖH-Courier geschrieben, der laut Redaktion diese Woche veröffentlicht wird. Außerdem werde ich heute (spätestens morgen) noch einen Bericht für ein weiteres Uni-Magazin schreiben, nachdem die mir jetzt so ein schlechtes Gewissen eingeredet haben.

Also dann, schön war die Zeit, wir sehen uns in 3 Wochen.

Tuesday, November 14, 2006

Gothic

Hier das versprochene Foto:



Von links nach rechts: Toril, Björg, Annka und ich

Saturday, November 11, 2006

O-dag

2mal im Jahr veranstalten die Mitglieder der Orientierungsläufergruppe der NTNUI gleichzeitig in den Küchen in Moholt, in denen sie zumindest 2 Bewohner stellen, Themenparties. Da meine 2 Norwegerinnen (zur Zeit inaktive) Mitglieder sind, haben wir gemeinsam mit Torils Schwester eine Gothic-Party veranstaltet. Nach nur etwa 5 Stunden dekorieren hat sich unsere schöne Wohnung in einen mystischen Keller verwandelt. Mit Bewohnern, die verdächtig nach Teufelsanbetern aussahen (Fotos gibt es massenweise, sogar Filme). Auch ich habe mich zu einer Verkleidung überreden lassen. Ein Foto werde ich hier online stellen, sobald ich es habe (kanskje i morgen). Die Party begann am frühen Abend, die Norwegerinnen begannen mit gekühltem Glühwein (paradox, ja ich weiß) und Annka versuchte sich als Tarotkartenlegerin. Sie war sehr überzeugend, besonders wenn man berücksichtigt, daß sie alles was sie erzählte im selben Augenblick erfand. Medienwissenschaftler sind also doch zu etwas gut :-). Um zehn haben wir dann unsere Zelte abgebrochen und sind durch die anderen Küchen gezogen. Und natürlich haben wir Jens' Geburtstag gefeiert.

Und das war jetzt schon der letzte Ausrutscher, den ich mir erlaube. Heute gehts noch aufs Satyricon-Konzert ins Samfundet, aber dann werde ich wieder brav sein und lernen. Ich verspreche es. Pfadfinderehrenwort!

Oslo in 2 Tagen

Letzte Woche habe ich mich das letzte Mal aus Trondheim fortbewegt. Nach meiner Reise nach Geiranger hatte ich genug von der norwegischen Natur, auch wenn sie noch so schön ist. Also bleibt als letztes Reiseziel die Hauptstadt. Diese ist übrigens seit Jänner 2006 offiziell die teuerste Stadt der Welt. Aber vorerst begann meine Reise sehr billig. Von Trondheim aus kann man preiswert mit Lavprisekspressen nach Trondheim fahren. Lavprisekspressen ist eine Buslinie, und dementsprechend dauert die Fahrt nach Oslo auch 8 Stunden. 8 Stunden mit plappernden und danach schnarchenden Fahrgästen. Am Freitag um 23:30h ging es los, um 08:15h stolperten wir schon unausgeschlafen durch Oslo, zuerst auf der Suche nach einer billigen Unterkunft (Anker Hostel, 20 EUR pro Nacht) dann besichtigten wir die Sehenswürdigkeiten. Oslo an sich ist keine besonders schöne Stadt, eine Mischung zwischen Linz und einer ländlichen Kleinstadt, sagen wir zum Beispiel Schärding, aufgeblasen auf 750.000 Einwohner. Wohnen würde ich viel lieber in Trondheim. Aber ich schweife ab. Am Samstag sind wir auf den Holmenkollen und anschließend ins Frammuseum (Geschichte der Polarforschung, sehr interessant). Natürlich mußten wir auch das Osloer Nachtleben ausprobieren. Nach einem Vorspiel ging es dann ab ins Partyviertel. Überraschenderweise gibt es dort unglaubliche Altersgrenzen (bis zu 26 Jahre). Die sollen dafür sorgen, daß nur zahlungskräftiges Publikum in die Bars kommt. Zahlungskräftig muß man bei den Osloer Preisen auch sein. Als ich den Preis für mein erstes Bier in Euro umgerechnet hatte, hätte ich beinahe aufgehört zu trinken ;-). Tatsächlich könnte ich mir statt meinem Rückflugticket ungefähr 10 Bier in Oslo kaufen. Oder ich könnte für den Preis von 2 Bier in Österreich gemütlich fortgehen und anschließend mit dem Taxi nach Hause fahren. Teuerste Stadt der Welt? Zumindest das teuerste Bier der Welt. Nach einer viel zu kurzen Nacht ging es dann am nächsten Tag zum Osloer Schloß und anschließend zum Vigelandparken. Dort stehen haufenweise nackte Statuen herum. Meiner Meinung nach sagt das eine Menge über die norwegische Gesellschaft aus. Wie auch immer, wir haben dann noch eine Menge Zeit totgeschlagen und uns die Stadt noch ausgiebig angesehen, wir sind auch rein zufällig aufs Rotlichtviertel gestoßen, traditionsbewußt liegt es am Frachthafen. Dann ging es wieder um 23:30h nach Hause, übermüdet, aber um viele Erfahrungen reicher.

Trip to Geiranger

Nachdem ich schon länger nichts mehr geschrieben habe, wird es für mich Zeit, ein paar Einträge über meine Erlebnisse der letzten paar Wochen zu schreiben. Den Anfang macht unsere Reise nach Geiranger.
Die Idee war innerhalb von 4 Tagen (Donnerstag bis Sonntag) soviele Eindrücke wie von Mittelnorwegen zu sammeln. Am Donnerstag morgen fuhren wir mit unserem Mietauto los, das erste Ziel war Kristiansund und anschließend die berühmte Atlantikstraße - "Dort solls schön sein, habe ich gehört" (Insiderwitz). Schon auf dem Weg dorthin mußten wir alle 10 m stehenbleiben um die wirklich atemberaubende Landschaft zu bestaunen (und zu fotographieren). In Kristiansund angekommen, verpassten wir leider unsere Fähre und hatten damit 40 min Zeit, die lokalen Sehenswürdigkeiten zu bewundern. Überraschenderweise schafften wir es wirklich 5 von 7 Sehenswürdigkeiten zu besichtigen (Kristiansund wurde im 2. Weltkrieg ziemlich gründlich zerstört, also gab es da nicht soviel zu sehen).
Anschließend ging es weiter über die Atlantikstraße nach Ålesund. Leider war das Wetter für die Atlantikstraße zu schön, die niedlichen 1m-Wellen waren nicht beeindruckend. Bei stürmischem Wetter sollte der Anblick aber überwältigend sein. Nach 12 h Fahrt (und einem Zwischenstopp in der Weltstadt Molde) kamen wir dann endlich in Ålesund an, wo wir für die Übernachtung in der Jugendherberge stolze 20 EUR pro Nase hinlegen durften.
Am nächsten Tag besichtigten wir noch schnell die Jugendstilstadt Ålesund (die ganze Stadt ist um 1904 herum abgebrannt und wurde anschließend neu aufgebaut, dieses Mal aber nicht mit Holz). Norwegische Städte haben offensichtlich die Neigung einmal in 100 Jahren abzubrennen. Anschließend ging es über die Trollstigen nach Geiranger, wo wir von trüben Wetter begrüßt wurden. Unglaublich, aber wahr, am nächsten Morgen begrüßte uns strahlender Sonnenschein. Wir haben tatsächlich den einzigen schönen Tag des Monats in Geiranger erwischt. Das schöne Wetter nützten wir für einige ausgiebige Wander/Klettertouren. Am nächsten Tag war es dann Zeit für die Rückreise nach Trondheim. Nur ungern verließen wir unser luxuriöse aber billige (ein Hoch auf Reisen außerhalb jeder Saison) Unterkunft und schossen noch ein paar eindrucksvolle Fotos. Auf dem Heimweg besuchten wir noch kurz den Jotunnsheimen-Nationalpark und den Dovrefjell-Nationalpark, auf der Suche nach Schnee. Andrea hat es nicht mehr ohne ausgehalten. Offensichtlich schneit es in der Steiermark nicht so oft.
Nach 4 Tagen und weit mehr als 1000km hatten wir es dann endlich wieder zurück nach Trondheim geschafft.

Friday, October 27, 2006

Wettermeldung

Trondheim, Norwegen, 1°C, Schneefall. Sonnenaufgang: 08:36h, Sonnenuntergang: 17:23h.

Wednesday, October 18, 2006

Hüttentrip, die 2te

Lernstreß, Midtermexam und Hausübungen bis zum Abwinken, was gibt es da besseres als einen kurzen Ausflug auf eine der vielen, schönen NTNUI-Hütten. Dieses Mal haben wir uns die am Weitesten entfernte Hütte (Øvensenget) ausgesucht, ein Katzensprung von schlappen 200km, dafür konnten wir dann auch (nach 6-stündiger Fahrt + Weg suchen) vor der Hütte parken. Ja, dieses Mal bin ich trockenen Fußes angekommen! Das war für mich schon Grund genug zum Feiern (ja, ich weiß, ich bin anspruchslos geworden). Nachdem wir zuerst ein paar Schwierigkeiten mit dem Feuer hatten, konnten wir dann Bernhards Käsnockerl verkosten. Dann um ca. 2:00h bin ich auf die glorreiche Idee gekommen, einen Eintrag ins Hüttenbuch zu schreiben. Falls irgendjemand jemals auch auf die Hütte kommt, und meinen Eintrag liest, immer daran denken, eventuell hatte ich da schon ein, zwei Bier getrunken, eine halbe Rauchgasvergiftung und war also ziemlich gut drauf. Dafür ist die erste Hälfte des Eintrags eigentlich in erstaunlich gutem Englisch geschrieben, oder?

Nach einer Nacht in unserer ("gut" beheizten) Hütte, gingen wir daran, die Umgebung zu erkunden. Nach einem Rundblick war uns klar, wir miaßn aufi aufn Berg. Was soweit ja noch ok war. Allerdings stellte sich heraus (nachdem wir auf dem Berg fast oben waren), daß dahinter noch ein höherer Berg liegt. Also rauf auf den Berg. Und ihr könnt sicher schon raten, was als nächstes kommt: dahinter war noch ein größerer Berg, und dieser auch noch mit einem Sendeturm. Also da mußten wir doch einfach rauf, obwohl wir von diesem Berg aus keine gute Aussicht mehr zu erwarten hatten, waren doch die anderen 2 Berge im Weg. Meine dementsprechenden Hinweise wurden ignoriert und ich durfte dem frönen, das ich hiermit als "Random Hiking" bezeichne. Aber egal, sind wir halt rauf auf den Berg, kalt wars, eine Runde um den Sender und ab gings zur Hütte.

Lange Geschichte, kurz erzählt, haben wir wundersamerweise sofort zur Hütte zurückgefunden (ohne Kompass oder GPS wohlgemerkt), zusammengeräumt Holz gehackt, und uns gewundert, wo die beiden Norweger sich wohl versteckt haben, die eigentlich auch für die Hütte eingetragen waren.

Ach, jetzt habe ich doch glatt die Polarlichter vergessen. Meine ersten Polarlichter waren zwar noch nicht so aufregend (danke ihr gr&!jx$ Wolken) aber das wird sicher noch, immerhin wird die Nacht hier heroben immer länger = bessere Chance ein Polarlicht zu sehen. Mit Fotos kann ich daher noch nicht dienen.

So, morgen gehts ab zum Geirangerfjord, wenn ich zurückkomme gibts sicher wieder was zu erzählen.

Friday, October 06, 2006

Im Sprachkurs

Nachdem ich es nicht geschafft hatte den Intensivsprachkurs im Sommer zu bekommen, war ich froh, wenigstens einen Survivalkurs haben. Innerhalb von 4 Wochen mit jeweils 6 Stunden Kurs norwegisch im Schnellsiedekurs. Noch nie war ich so dankbar, daß ich Deutsch als Muttersprache habe. Wenn ich zum Beispiel an die armen Franzosen denke (Zitat: "She is too fucking fast"), oder die Polin, die mich immer entsetzt gefragt hat wie ich es schaffe die Aufgaben so schnell zu lösen. Konsequenterweise waren wir gestern im vorläufig letzten Kurs nur mehr eine kleine Gruppe.

Neben Vokabeln und der Grammatik haben wir natürlich auch noch viel über die norwegische Kultur gelernt, und damit zusammenhängend haben wir mal gefragt, wie das denn so ist mit der Höflichkeit. Natürlich ist mir schon aufgefallen, daß auf der Universtität alles ziemlich entspannt abläuft. Aber unsere Vortragende hat uns die norwegische Kultur mit sehr einprägsamen Worten erklärt:

"Hier in Norwegen haben wir keine Kultur. Früher gab es hier nichts weiter zu tun als zu kämpfen, zu trinken und zu vergewaltigen. Deshalb reicht es heutzutage, solche Dinge nicht zu tun, um als höflich zu gelten. Wenn man jemanden trifft, genügt ein einfaches "Hallo". Fragt niemals einen Norweger, wie es ihm geht, das ist seine persönliche Angelegenheit, und er wird euch für ziemlich aufdringlich halten. Wenn ihr euch also am Ende des Tages fragt, ob ihr höflich genug wart, zählt wieviele Leute ihr getötet habt und wieviele Frauen ihr vergewaltigt habt. Liegt diese Zahl Nahe bei Null, dann wart ihr höflich genug."

So viel zur norwegischen Kultur